Zeitlose Kultur – Chinesische Gärten

Im alten China war der private Garten der ganze Stolz seines Besitzers. Gärten waren Orte der Gesellschaft und des Müßiggangs, des Rückzugs und der Repräsentation.  Die Besonderheit des chinesischen Gartens liegt in seiner einzigartigen Kombination aus dem unendlichen Fundus kultureller Anspielungen und in strengen Vorgaben der kanonisierten Architektur. In seiner Gestaltung sollte der Garten dabei stets ein Abbild des Universums im Kleinen sein.  Hier war es möglich, sich von der konfuzianischen Korrektheit, die die städtische Architektur auszeichnet,  zu befreien, und sich auch „Verrücktheiten“ zu leisten. Dem gelehrten Gartenbesitzer war bei der Anlage seines Gartens daran gelegen, die Totalität der Natur abzubilden, und in dieser Absicht richtete er alle seine Bemühungen darauf, eine endlose Folge immer neue Erlebnisse auf kleinem Raum zu ermöglichen.  So entstanden jene labyrinthartigen Gärten, die uns Europäern seltsam künstlich erscheinen, in den Augen der Chinesen jedoch natürlich sind.

Text von Oliver Fülling