China – Menschen und Kulissen

Wir „kennen“ China nicht, solange uns noch Dinge auffallen und stutzig machen, an die kein Chinese auch nur die geringste Aufmerksamkeit verschwenden würde, stellte der  große Schriftsteller Arthur Miller 1978 nach einer  China Reise lakonisch fest, aber man lernt schnell, daß  nur ein Narr die Chinesen schnell versteht. Bis dahin, so sein Fazit sollte man sich lieber die Fähigkeit zu Staunen gegenüber dem Reich der Mitte erhalten. In China exististieren vor und hinter einer Fassade, die sich wie im Zeitraffer extrem schnell wandelt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in parallelen Welten nebeneinander.

Die Chinesen leben nicht auf der Erde, sondern unter dem Himmel, sie schreiben in Bild- statt in Lautzeichen, unser Nordost ist ihr Ostnord, der Sitz von Bildung und Gelehrsamkeit ist der Magen, der Künstler hat die Natur in einer Weise zu erfassen, dass er den Bambus von innen heraus male oder malend selbst zum Bambus werde“, zur Begrüßung fragt man: „hast du schon gegessen“, und die chinesische Kompassnadel zeigt nach Süden. Keine Frage, die chinesische Welt ist anders gepolt als unsere, sie lebt nach ihren eigenen Grundsätzen und hat mit unserer Welt nicht mehr viel gemein als die Gültigkeit der Naturgesetze. Deshalb blieb das Reich der Mitte für Europa Jahrhunderte lang ein Mythos.

Auszug aus dem Vorwort der Ausstellung „Menschen und Kulissen, 8×8 Bilder aus China“

Text von Oliver Fülling